Wir alle können das Wort „Corona“ wahrscheinlich nicht mehr hören – Corona hält in allen Bereichen des Lebens Einzug und hat die Art und Weise, zu leben, zu arbeiten und uns in der Welt zu bewegen drastisch geändert. Für viele Menschen zum absolut Negativen, doch ich bin ehrlich: für mich hat sich (fernab von den vielen, vielen Kranken und Verstorbenen natürlich!) vieles positiv abgezeichnet:

Mehr Zeit zuhause, weniger Termine außer Haus, weniger berufliches Reisen, weniger Stress, mehr Quality-Time mit meinem Partner, kein Planungs-Stress (Was unternehmen wir dieses Wochenende/an Ostern/am 1. Mai..?) und viel Zeit, darüber nachzudenken, wie ich mir meine Welt nach Corona gestalten will.

Anfangs habe ich mich fast gar nicht getraut, so positiv von den Chancen durch Corona zu sprechen – weil doch alle total genervt und negativ gestimmt waren. Doch wieso nicht auch mal an die Chancen denken, die eine Krise mit sich bringt?

Das Chinesische Zeichen für Krise

Was hat denn das Chinesische Wort für Krise jetzt mit diesem Blogbeitrag zu tun? Ganz einfach: Das chinesische Schriftzeichen für Krise beinhaltet zwei Silben, die einzeln gelesen die Worte Gefahr und Chance bedeuten.

Auf welche Silbe legst du deinen Fokus?

Selbstverständlich kann ich verstehen, dass jeder anders mit dem Thema umgeht. In einer solchen Zeit sind Ängste, Sorgen und Zweifel absolut normal – und völlig okay. Ich habe für mich entschieden, mich auf die Chancen zu konzentrieren, die diese Krise für uns bereithalten kann, wenn wir uns darauf einlassen. Und deshalb möchte ich heute mit meinem Herzensthema, der Arbeitswelt, beginnen. Also:

Wie könnte Corona die Arbeitswelt verändern?

Warum spreche ich hier von „könnte“ anstatt von „wird“? Weil ich natürlich nicht voraussehen kann, wie die Welt sein wird, wenn wieder alles „normal“ ist. Alle warten sehnsüchtig darauf, dass wieder Normalität einkehrt. Doch was passiert, wenn es soweit ist? Wird alles vergessen und so weitergemacht, als hätte es Corona nie gegeben? Ist das überhaupt möglich?

Ich würde mir wünschen, dass die vor allem die Arbeitswelt dort weitermacht, wo Corona uns hingeführt hat:

Digital wird (endlich) real

Was vor knapp drei Monaten den meisten Unternehmen noch deutlich schwer fiel, ist nun Realität geworden – wichtige Entscheidungen und Workshops werden nicht mehr vor Ort, sondern über Zoom, MS Teams, etc. getroffen. Die technischen Möglichkeiten werden erkundet und genutzt. Es hat sich eine Kultur entwickelt, in der digitale Tools zum gelebten Alltag geworden sind und die Unternehmen und Firmen arbeitsfähig halten.

In der Beruf und Privatleben ineinander verschmolzen sind und es absolut okay ist, wenn der kleine Sohn in die Videokonferenz reinplatzt und fragt, ob er noch eine weitere Folge Feuerwehrmann Sam auf Youtube schauen kann. In der die Katze sich ungeachtet der Situation ihre Streicheneinheiten abholt. Klar, es gibt weiterhin viele ungemein wichtige Berufe, die ihren Job nicht per Videochat machen können – Ärzte, Krankenpfleger, Frisöre, Bauarbeiter.

Aber wenn wir uns den klassischen Bürojob anschauen, so haben wir gelernt, dass digital werden gar nicht so schwer ist – und plötzlich wird die Digitalisierung Realität! Zeit für uns Digital Natives, den noch übrigen Zweiflern zu zeigen, was Digitalisierung noch so kann und gar nicht weh tut.

Videokonferenzen statt Geschäftsreisen – der Umwelt zu Liebe?

Was mich als Unternehmensberater ganz besonders beschäftigt, ist die Frage, ob wir nach Corona noch genauso viel reisen werden. Vor Corona waren in unserer Branche 2-3 Tage vor Ort pro Woche beim Kunden absolute Normalität – für Workshops, Besprechungen, Regelmeetings usw. Doch wie wird das nach Corona aussehen? Werden wir einen Großteil unserer Geschäftstermine vor Ort gegen Videokonferenzen tauschen?

Im Jahr 2018 waren allein am Flughafen Frankfurt ein Drittel der Reisenden Geschäftsreisende. Mehr Videokonferenzen und weniger Geschäftreisen führen zu weniger CO2-Verbrauch. Auch wenn man sich den Beruf und seine Reisetätigkeit selbst wählt, führen weniger Reisen auch zu einer ausgewogeneren Balance zwischen Beruf und Privatleben.

Zwei Gründe mehr, wieso wir überlegen sollten, ob es zwingend notwendig ist, für jedes Meeting quer durch das Land zu reisen.

Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit hier irgendwo in der Mitte. Wir Menschen lieben den persönlichen Kontakt und es gibt nach wie vor Dinge, die sich persönlich besser besprechen lassen, als rein über Videokamera.

Good-Bye Präsentismus und 9-5?

Flexibel von zuhause arbeiten? Für viele Unternehmen vor der Krise undenkbar – mangelnder IT-Infrastruktur oder einfach veralteter Denke geschuldet. Dass Mitarbeiter produktiv von zuhause arbeiten können, war für einige Geschäftsführer einfach unvorstellbar, wo doch die Mitarbeiter nur unzureichend kontrolliert werden können.

Doch plötzlich hat es funktioniert – Millionen Mitarbeiter wurden schier über Nacht mit Laptops, Firmenhandys und funktionierenden VPN-Zugängen ausgestattet. Für den Rest benötigt es ein wasserdichtes Wertekonstrukt, in dem gegenseitiges Vertrauen an oberster Stelle steht.

Modernes Führen steht jetzt an der Tagesordnung und manche Führungskräfte werden merken, dass ihr Führungsstil nicht erst seit Corona komplett überholt ist. Anwesenheitskultur und Kontrollzwänge sind nicht mehr förderlich und Schnee von gestern.

VUKA als Arbeitsphilosophie

In einem meiner letzten Beiträge habe ich über das Thema VUKA berichtet. VUKA ist ein Akronym, das besagt, dass die aktuelle Welt mit Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambguität (Mehrdeutigkeit) konfrontiert ist. Was wir gerade erleben, ist VUKA par excellence. Wir sehen einen Pumpenhersteller, der in der Auftragskrise steckt – und was macht er? Er entscheidet sich kurzfristig dazu, Desinfektionsmittel herzustellen.

Das ist genau das, was die Welt braucht, um erfolgreich durch diese Zeit navigieren zu können: Offenheit, Flexibilität, Mut und Vielseitigkeit. Unternehmen wie Privatpersonen zeigen aktuell, wie flexibel und vielseitig sie schon sein können und ich hoffe, dies behalten sie sich in Zukunft bei.

Sein eigenes „Warum“ hinterfragen

Corona hat für uns alle bedeutet, dass sich die Welt irgendwie langsamer dreht. Entschleunigung. Ein Wort, welches ich von sehr vielen gehört habe. Für mich bedeutet Entschleunigung, den Speed aus dem täglichen Leben rauszunehmen, um mich nur auf die wenigen Dinge zu konzentrieren, auf die es ankommt.

Ich erhoffe mir, dass durch diese Ruhephase viele Menschen in die Gelegenheit gekommen sind, das, was sie tun, zu hinterfragen. Das heißt nicht, dass jetzt alle ihren aktuellen Job, ihren Beruf, an den Nagel hängen sollen. Aber oftmals sind wir so im Alltagstreiben verheddert, dass wir uns gar nicht bewusst die Zeit nehmen, mal zu checken, wie geil wir unser Leben eigentlich finden. Ein solcher Check kann beweisen, dass du auf dem absolut richtigen Weg bist, aber er kann dir auch aufzeigen, wo du dich gerade noch nicht am richtigen Platz fühlst. Wo dein Warum noch nicht so stark brennt, als dass es dich durch alle Höhen und Tiefen treiben kann. Frage dich: Wie soll deine Welt nach Corona aussehen?

Ich denke, wir haben durch diese Krise einmal mehr gelernt, wie wertvoll das Leben ist. Und wir sollten alle das Beste daraus machen.

Fazit: Zurück zu alten Gewohnheiten oder auf zu neuen Ufern?

Corona hat die Geschäftsführer, HR-Abteilungen, Führungsverantwortliche und nicht zuletzt jeden Mitarbeiter vor große Herausforderungen gestellt, denen wir mit Bravur begegnet sind. Über Nacht wurden neue Infrastrukturen geschaffen, neue Regelwerke aufgesetzt und die tägliche Arbeit und das tägliche Miteinander neu sortiert und strukturiert.

Was nach Corona damit passiert, liegt in den Händen eines jeden Einzelnen. Nicht nur die Entscheidungsträger müssen sich mit diesen Fragen beschäftigen, sondern jeder einzelne, der die Arbeit ausführt. Es wird Zeit, sich zu fragen – was hat funktioniert? Was hat nicht funktioniert? Was möchte ich nach Corona so weiterführen? Und sich dann dafür einzusetzen. Für eine Arbeitswelt, die der Zukunft gerecht wird.

Wie stehst du zu diesem Thema? Wie wünschst du dir die Arbeitswelt nach Corona? Back to the Roots oder a whole New (Work) World?

Ich freue mich und bin gespannt auf deine Antworten!