Es ist noch gar nicht sooo lange her, dass ich auf der Netzwerk- und Veranstaltungsplattform MeetUp auf die Gruppe von Matthias Renner vom The Creative Change Lab gestoßen bin, in der es um das Thema LEGO Serious Play geht. Und schon der „Einladungstext“ in der MeetUp Gruppe von Matthias Renner hat mich neugierig auf das gemacht, was dieses LEGO Serious Play (auch LSP genannt) wohl ist:

In Meetings dominieren 20% der Teilnehmer das gesamte Meeting, die anderen schalten ab und lehnen sich zurück. Ganz normaler zermürbender und frustrierender Alltag in Firmen und Organisationen, der noch dazu teuer und blockierend für alle ist.
Wie aber kann man solche Meetings ändern? Wie ändert man sie so, dass alle Teilnehmer gleichermaßen beitragen? Gemeinsam? Gleichberechtigt? Auf Augenhöhe? Hierarchie- und kulturübergreifend? Und noch dazu mit dem gesamten Wissen, das ihnen zur Verfügung steht? Eine Lösung ist LEGO® SERIOUS PLAY®! Mit dieser Methode ändern wir den Ablauf von Meetings. Komm zu dem Meetup und erfahre wie es ist, in einem Meeting die anderen Teilnehmer wirklich zu verstehen und vielleicht das erste Mal tatsächlich einen Einblick in die Vorstellungen und Ideen von anderen zu bekommen.

Mit LEGO die Welt verändern? Was für die meisten (inkl. mir) zunächst nach einer längst vergangenen Kindheitsmission klingt, soll also jetzt wieder aufleben und Menschen in der Arbeitswelt und im Business helfen, die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, zu ändern? Cool! Zeig mir, wie es geht!

Und nachdem ich einige der angebotenen Termin nicht wahrnehmen konnte, habe ich es am 3. Februar endlich geschafft und habe mich zu einem der zahlreichen Treffen in verschiedensten Städten anmelden können. Ziel des 2-stündigen Workshops war es, die Methode kennenzulernen und erste Berührungspunkte damit zu sammeln.

Im folgenden Erfahrungsbericht erfahrt ihr, was LEGO Serious Play ist, wo es ansetzt und wie so ein Workshop abläuft – viel Spaß dabei!

Was ist LEGO Serious Play?

LEGO Serious Play wurde um 1996 vom Haupteigentümer von LEGO hochstpersönlich ins Leben gerufen in einer Situation, in der das Unternehmen Impulse für innovative Strategieentwicklung brauchte. Mit den herkömmlichen Methoden war es nämlich unzufrieden. Zur selben Zeit waren auch zwei Professoren aus Lausanne auf der Suche nach innovativen Ansätzen zur strategischen Planung. So fand sich das Entwicklungsteam aus beiden Parteien zusammen und LSP war geboren.

Bei LEGO SERIOUS PLAY handelt es sich um eine Methode zur Verbesserung und Förderung von Kommunikation und Kooperation, die, wie im Einladungstext (oben zitiert) nicht immer effizient verläuft. LSP dient dem Bewusstmachen und Lösen von Problemen und wird in Gruppen und Teams eingesetzt.

In durchgeführten LSP Workshops erarbeiten die Teilnehmer beispielsweise neue Geschäftsstrategien, sie entwickeln oder optimieren die Zusammenarbeit im Team, oder sie analysieren Krisensituationen und erarbeiten hierfür Lösungskonzepte. Die Moderation der Workshops erfolgt durch geschulte Moderatoren, die den LSP Prozess so steuern sollen, dass die Ziele des Workshops durch die Teilnehmer selbst erreicht werden.

Wo setzt LSP an?

LSP setzt an einem ganz tiefliegenden, in jedem Menschen aktiven Bedürfnis an: dem Wunsch, Teil von etwas Größerem zu sein. Doch oftmals fallen die besten Ideen und Impulse unter die 80%, die nicht geäußert werden und somit nie ans Tageslicht kommen. LSP setzt genau dort an und fordert jeden Teilnehmer dazu auf, seine Perspektive bzw. seine Antwort auf die gestellte Frage zu äußern – jeder ist Teil des Großen Ganzen und wird zur Lösungsfindung miteinbezogen. Und das zunächst nicht sprachlich, sondern mithilfe von LEGO. So bekam in meinem Kennenlern-Workshop jeder zunächst ein jeweils exakt gleich ausgestattetes LEGO-Set, mit dem im weiteren Verlauf gespielt werden sollte:

Hier kommt ein ganz bestimmtes Prinzip zu tragen, welches auch ich in meiner Ersterfahrung mit LEGO Serious Play erfahren durfte. Deine Hände wissen bereits mehr, als du denkst. Unsere Hände sind mit ganzen 70-80% unserer Gehirnzellen verbunden. LSP nutzt diese enge Verbindung: die körperliche Empfindung mit den Händen sorgt für tieferes und langanhaltenderes Verständnis der Umgebung und ihrer Prozesse. Und wenn Teilnehmer einmal nicht wissen, was sie „bauen“ sollen, dann hilft der Tipp: einfach anfangen. Die Hände wissen meist schon, was der Kopf ausdrücken möchte.

Laut Matthias Renner besteht zusammenfassend die Grundidee hinter LSP aus drei Prinzipien:

  • Wissensaufbau durch das Bauen eines konkreten dreidimensionalen Modells
  • Denken mit konkreten Objekten im Gegensatz zu abstraktem Denken
  • Nutzen der Hände als Erweiterung des Gehirns

Wie läuft ein LSP Workshop ab?

Ein Workshop läuft immer nach dem gleichen Muster ab:

Einführung in die Methode und erläutern der Fragestellung

Der ernannte Facilitator bringt alle Teilnehmer kurz auf den gleichen Stand. Er erläutert die Methode und was auf die Teilnehmer zukommen wird. Herzstück eines jedes Workshops ist die Fragestellung, zu der die Teilnehmer eine Lösung „bauen“ sollen. In meinem Workshop war die Fragestellung:

„Was ist das größte Hindernis für Menschen für einen erfolgreichen Change?“

Diese wurde dann im folgenden durch die Frage

„Was benötigen Menschen, um erfolgreich in Veränderung zu sein?“

abgelöst, um von der Problemorientierung in die Lösungsorientierung zu kommen. Oftmals lässt man die Teilnehmer vorweg noch etwas bauen, das nichts direkt mit der Fragestellung zu tun hat, um das Eis zu brechen und die Teilnehmer mit der Methode warm werden zu lassen. In meinem Fall war dies ein Turm, der nur aus den grünen und orangenen Steinen aus dem Starter-Kit bestehen durfte.

Time to Play

Jetzt ist es an der Zeit, dass Teilnehmer für sich sein eigenes 3-D-Modell zur Fragestellung baut. Wie bereits erwähnt, ist hier oft Anfangen ohne großes Nachdenken oft der Schlüssel zum Erfolg.

Die Ergebnisse zu den bereits oben geschilderten Fragen sahen dann bei mir so aus:

„Was ist das größte Hindernis für Menschen für einen erfolgreichen Change?“
„Was benötigen Menschen, um erfolgreich in Veränderung zu sein?“

Show & Tell

Im nächsten Schritt stellt jeder Teilnehmer sein Modell der jeweiligen Runde vor und erklärt sein dargestelltes Problem bzw. seine dargestellte Lösung. Beispielsweise stellt mein Problem dar, dass Mitarbeiter oft hinter den „Gittern“ des Status Quo gefangen sind. Viel zu oft halten Sie den Blick auf dem, was hinter ihnen liegt. Denn das, was vor ihnen liegt, wird als Gefahr gesehen (in knallrot dargestellt). Meine persönliche Lösung dazu ist, den Mitarbeitern ein klares, attraktives Ziel zu geben, mit dem sich jeder auf seine Weise identifizieren kann. Dazu gehört dann auch, ihm die einzelten Meilensteine (Treppenstufen) bis zum Ziel aufzuzeigen und den Mitarbeiter auf eine Position zu heben (deshalb steht das Männchen auf dem gelben Stein), von der aus der Mitarbeiter dies klarer sehen kann.

Diskussion

Nun steht eine Gruppenreflexion bzw. -diskussion auf Basis der einzelnen Modelle an, um zu einer für den Moment finalen Lösung / Entscheidung zu kommen. Dies kann unter verschiedenen Gesichtspunkten passieren:

  • Welcher Grund für das Problem muss priorisiert angegangen werden?
  • Wie gehören die Lösungen zusammen?
  • Wie können wir die Lösungen zeitlich in Reihenfolge bringen?
  • Welche Lösungsansätze sind sich ähnlich und können zusammengefasst werden?
  • Für welche Vorgehensweise entscheiden wir uns im nächsten Schritt?

Moderation durch Facilitator

Möglicherweise fällt es der Gruppe schwer, zu einer Entscheidung zu finden. Hier ist es Aufgabe des Facilitators, die Gruppe mit gezielten Fragen dann doch zu einer gemeinsamen Lösung/Entscheidung zu führen.

Mein Fazit

Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass ich aus zwei Stunden Workshop so viel mitnehmen würde. Zunächst war ich wirklich davon überrascht, wie viel Ideen doch in mir schlummerten, als ich meine Hände einfach mal habe machen lassen.

Unabhängig davon, ob ich mit LSP im Business-Kontext in der Zukunft viele Berührungspunkte haben werde, kann ich mir sehr gut vorstellen, diese Methode zukünftig auch mit meinen Klienten im systemischen Coaching einzusetzen. Ähnlich wie bei der systemischen Aufstellung gibt das Spielen mit Lego die Möglichkeit, das abzubilden, was im Klienten vorgeht und mit gleicher Methode auch zu einer Lösung zu finden. Ich bin begeistert und werde definitiv dranbleiben!

Welche Berührungspunkte hast du mit LSP? Hast du schon einmal damit gearbeitet bzw. hast es vielleicht fest in deine Workshopmethoden eingearbeitet?

Ich freue mich, von dir zu hören!

Mein Fazit als LEGO:
ich bleibe dran und habe schon einige Ideen, wie ich LSP einsetzen kann!